Was haben Elefanten, Löwen, Antilopen, Nashornvögel, Büffel und Hyänen gemeinsam? Sie alle sind Tiere, die in den Savannen und lichten Wäldern Malis leben. Sie alle sind außerdem Hauptprotagonisten jener Feierlichkeiten, die alljährlich zu Beginn der Erntezeit bzw. der Hauptfischfangzeit und Jagdsaison, vor allem in der Region um Ségou und Koulikoro von den Bambara, Bozo, Marka, Malinké und Somono begangen werden. Sie alle sind somit Weltkulturerbe. Denn 2014 wurden die Feierlichkeiten in Markala, in der Region Ségou, zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.
Marakala sogobò in Mali
Für die Festivitäten, die viele verschiedene künstlerische Ausdrucksformen, wie Musik, Gesang, Tänze und Figurenspiel beinhalten, existieren je nach Region unterschiedliche Schwerpunkte und Namen. Am gängigsten ist die Bezeichnung Sogo bò, was so viel bedeutet wie ‚Das Erscheinen der Tiere‘. Der Ausdruck geht auf die ältesten Charaktere der Figurenspieltradition, die Tiere, zurück. Sie spielen eine entscheidende Rolle in den Erzählungen der Region. Alle Figuren und Masken, die animiert werden, werden als sogow, also ‚Tiere‘, bezeichnet, auch die anthromorphen Figuren. Diese stellen meist soziale Stereotype oder berühmte Persönlichkeiten dar. Auch mystische Figuren oder Spirits sind Teil des vielfältigen Repertoires.
Dieses 10-minütige Video zu den Feierlichkeiten in Markala von 2011 ermöglicht einen kleinen Einblick in die vielfältigen Aufführungsszenarien.
In der Sammlung des KOLK 17 Figurentheater & Museum befinden sich viele verschiedene ‚Spuren‘ jener Feste, wie Kopfelemente von Tierfiguren, kleine bewegliche (Aufsatz-) Figuren in menschlicher und tierischer Gestalt, Musikinstrumente wie Klanghölzer, Rasseln und Trommeln. Doch wir wissen noch viel zu wenig über die Fragmente und die kulturellen Aufführungen, zu denen sie einst gehörten.
Wann, von wem, für welches Dorf und für welches Fest wurden die Figuren hergestellt? Wie wurden sie ursprünglich gespielt? Und welche Bedeutungen verbergen sich hinter den Figuren? All dies gilt es auch weiterhin zu erforschen, um das kulturelle Erbe aus Mali für die Nachwelt zu erhalten und von Lübeck aus in die Welt hinaus zu tragen.