Janusköpfige Figuren dieser Art, für die es in der Literatur viele verschiedene Bezeichnungen gibt, wie 'kun sogoba', 'n'tiéko' oder 'merenkun, symbolisieren die Gegenwart der Ahnen und die permanente Verbindung zwischen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Generationen. Sie gelten als 'mère des marionnettes', als 'Mutter der Figuren'. Auffallend ist vor allem ihre Form: Von einer großen meist auf einer Art Sockel stehenden Figur gehen baumkronenartig gestuft weitere immer kleiner werdende Figuren ab. Die verschiedenen Ebenen stellen die unterschiedlichen Generationen dar.
In den Dokumenten des Museumsarchivs wurden die Figuren stets als 'Marionettenbäume' bezeichnet, vermutlich in Anlehnung an die Form und da die Figuren als eine Art ‚Stammbaum’ verstanden wurden. Wobei sie weder etwas mit einer 'Marionette' im Sinne einer Draht- und Gelenkpuppe, noch mit dem westlichen Konzepts eines 'Stammbaums' gemeinsam haben, so viel steht fest.
Über den ursprünglichen Gebrauch der Figuren ist noch wenig bekannt. Die amerikanische Kulturanthropologin Mary Jo Arnoldi, die intensiv zu Figurenspiel in Mali forschte, bekam 1987 bei ihren Feldforschungen in der Region Bamako und Koulikoro folgenden Hinweis: "La kunsogo Ba est portée par les adultes, symbole de leur présence parmi les jeunes. Elle nèst pas articulée et elle ne danse pas" (Die kunsogo Ba wird von den Erwachsenen getragen und symbolisiert deren Anwesenheit unter den jungen Menschen. Sie ist nicht beweglich und tanzt nicht)
Kann eine unbewegliche Figur, die nicht 'tanzt' (also vermutlich nicht animiert wird), aber bei kulturellen Ereignissen 'erscheint', als 'Figur' im Sinne eines 'performing objects' verstanden werden? Handelt es sich dann nicht vielmehr um eine 'Ritualfigur'? Oder kann es beides sein und wir müssen stets von unterschiedlichen Graden von 'Animation' und 'Performativität' ausgehen?
Die 'Mutter der Figuren'' 'tanzt' nicht – und wirft somit entscheidende Fragen zu unserem Verständnis von 'Figurentheater' auf.