Die Architektur der Häuser Eine neue Kulturinstitution für Figurentheater entsteht

Es entstehen neue Räume für Figurentheater – seit Jahren ist dies in Deutschland der einzige Figurentheater-Neubau im großen Stil. KOLK 17 Figurentheater & Museum bleibt ein wichtiges Gastspielhaus mit neuem Theatersaal. Dabei stellen die Sanierungsarbeiten durch das Bauen im Bestand eine besondere Herausforderung dar.

Räume für Theaterfiguren im Kolk

Die Sanierung der historischen Gebäude im Kolk ist unumgänglich. Erst nach Beginn der Bauarbeiten und Freilegung der historischen Wände zeigte sich: Der Zustand der Gebäude war sehr viel schlechter als erwartet und stellte teilweise eine Gefahr für die Standsicherheit dar. Beispiel dafür sind lose Ziegel und nicht verzahnte Wände. Außerdem erfüllt die Sanierung aus den 70er Jahren nicht die aktuellen Anforderungen an ein Museum- oder Theatergebäude.

Bei der Beseitigung dieser Mängel greift die POSSEHL-Stiftung auf historische Materialien und Techniken zurück und arbeitet eng mit der Lübecker Denkmalpflege zusammen. Beispielsweise wurden lose und schadhafte Steine durch neue Klosterformatziegel ersetzt und die Fassaden werden in Details so verändert, dass sie ihrem historischen Original wieder näher kommen. Zusätzliche Pfähle verhindern das Absinken des Kolks und neue Verzahnungen von Wänden sorgen dafür, dass keine Einsturzgefahr besteht.

Überarbeiteter Entwurf

Der Architektenentwurf von Konermann Siegmund sieht eine ganz neue Gestaltung und Nutzung der Häuser im Kolk vor: Das Museum und das Figurentheater tauschen die Plätze. Im Gebäudekomplex Kolk 20/22 liegen die Ausstellungsräume und das Eckgebäude Kolk 18 beinhaltet den neuen Theatersaal und ein Forum. Das Eckgebäude Kolk 14 wird zum neuen Haupteingang.

So wurde der Entwurf den Gegebenheiten im Kolk angepasst: Eine Tunnelverbindung zwischen Theater und Museum ist auf Grund der Bodenbeschaffenheit nicht mehr geplant und die Gebäude werden nicht tiefer gebaut als bisher. 
Die beiden Neubauten nehmen das Motiv des roten Backsteins auf, der den Straßenraum des Kolks zusammen mit der hohen Petrikirchmauer prägt.

Abriss von Hand

Für den Neubau des Theatergebäudes wird ein Gebäude aus den 1930er Jahren abgerissen. Es befindet sich inmitten denkmalgeschützter Nachbarhäuser, weshalb beim Abriss schonend und vorsichtig vorgegangen wird. Um Nachbarn, historische Gebäude und Wandmalereien nicht zu gefährden, wurden Erschütterungsmessgeräte in den Nachbargebäuden installiert. So kann bei möglichen stärkeren Erschütterungen sofort reagiert werden. 

Die Bausubstanz war in einem so schlechten Zustand, dass eine Sanierung und Gebäudeertüchtigung nach heutigen Maßstäben nicht zu leisten war.

Drohnenvideo des Abrisses von Hand

Bauen im Bestand

"Sechs denkmalgeschützte Häuser, die zu sanieren und umzubauen sind, eines, von dem nur die Hülle stehen bleibt und in das ein neues, modernes Haus eingestellt wird, dazu zwei Neubauten auf historischem Grund, kompliziert verwobene, höchst anspruchsvolle Nutzungen, unterzubringen in einem engen baulichen Korsett, ein Baugrund, in dem jeder Spatenstich Geschichte erzählt, in dem gleichzeitig aber auch jeder Stein zu versinken droht, eine Umgebung, so eng und so spannend wie sonst keine mitten im Welterbe und die Chance, dieses Stück überkommenes Mittelalter in die Neuzeit zu transformieren! Was für eine Aufgabe für uns Architekten!" - Georg Konermann & Ingo Siegmund

Das Haus im Haus

„Der Entwurf von Konermann Siegmund hat zwei große Besonderheiten. Erstens entsteht ein völlig neues Theater in Lübeck – ein Theater für Figuren. Zweitens kommt das Museum in ein Gebäude, das nach draußen eine denkmalgeschützte Fassade hat, wo aber hinter dieser Fassade ein Haus im Haus neu gebaut wird.“ - Max Schön, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der POSSEHL-Stiftung