Macbeth taumelt aus einem wüsten Blutrausch wankend auf die Szene. Soeben hat er mit seinem großen schweren Schwert eine schwierige Schlacht gewonnen. Er hat um sich geschlagen, getötet, geschrien, Befehle gebrüllt … Physisch erschöpft, wahrscheinlich hungrig und durstig und natürlich auch unwahrscheinlich stolz stolpert er durch die einsame Heide /auf die einsame Bühne. Und hat eine Vision.
Dort haben sich drei Hexen versammelt. Fasziniert hört er, was sie sagen, prophezeien. Durch diese Prophezeiungen verfällt er in einen blutigen Machtrausch, der sich das ganze Stück über bis zu seinem grausamen Ende mehr und mehr steigert. Wer sind diese drei Hexen? Die ihn locken mit ihrem Lärm, Gesängen, Tänzen, Prophezeiungen, ihrer bösen Lebensfreude, ihrem lüsternen Kochen?
H e x e n Wann kommen wir drei uns wieder entgegen,
Im Blitz und Donner oder im Regen?
Schön ist hässlich, hässlich schön
Fair is foul and foul is fair:
Schwebt durch Dunst und Nebelhöhn!
Nebelschwaden wallen
Trommeln - Ha! Macbeth ist da!
…
M a c b e t h So schön und doch abscheulich sah ich nie den Tag.
Wer seid denn ihr? So schrumplig und so wild in eurer Tracht?
Ihr seid doch nicht von dieser Welt und seid doch hier?
Und jede legt den dürren Finger auf
Die welken Lippen! Seid ihr Frauen?
Sprecht, wenn ihr könnt!
Was sieht er da? Plötzlich tauchen Bilder auf, Vogelfrauen fliegen umher, Krallen, schnarrende Stimmen und seltsam-sinnliche Körper, verderblich wie Sirenen, faszinierend hässlich wie ––– Harpyien: nicht fassbar, nicht geerdet, klug und spöttisch. Er durchschaut sie nicht, sie lassen es nicht zu und wissen genau, wie sie ihn faszinieren und zugleich abstoßen können: praller Hintern, Busen, Krallen, der knochig-weisende Zeigefinger und ihre verwirrenden Flugkünste.
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... Aber auf der Bühne wirken diese Hexenwesen plötzlich klein und niedlich und nicht bedrohlich ...
Wir verabschieden uns mit dem Regisseur Dietmar Staskowiak schweren Herzens von dieser dramaturgischen Idee und experimentieren weiter.