»Regelnull« – eine Hommage an Harry Kramers »Die Schleuse«

„Regelnull“ gewann 2013 den M2LIVE Film Award in Maastricht. Die Maschine und das Material befinden sich heute im Bestand von Kolk 17. Ein ausführlichen Bericht über das Projekt veröffentlichten die Student:innen im Das andere Theater Nr. 81 der UNIMA.  www.unima.de

Für eine studentische Auseinandersetzung mit Harry Kramers ‚Mechanischem Theater‘, die Entwicklung einer Hommage wurde u.a. auch die Kunsthochschule Kassel angefragt, an der Harry Kramer 1971-1992 unterrichtet hatte. 1979 war dort die Trickfilmklasse Kassel gegründet worden und hat seither eine ausgeprägte Kultur des narrativen Trickfilms entwickelt.  

Zehn Student:innen ließen sich von Kramers experimentellem Kurzfilm  „Die Schleuse“ inspirieren. Besonders die spezielle Musik, kinetische Objektbewegungen, Materialien, die direkte, dynamische, laute und kompromisslose Stimmung in diesem Film nutzten sie als Inspirationsquellen für einen eigenen Puppentrickfilm mit narrativer Erzählstruktur. 

Im Trickfilm Studio: Maschine vor greenscreen

Experimente der Student:innen 

Im Vordergrund stand das Experimentieren rund um das Thema Drehung. Die Handlung bewegt sich um ein Objekt, eine Maschine, bedient von acht Arbeitern, die sich in kleinen Zellen in der Maschine befinden. 

Die acht Arbeiter im Zusammenspiel

Die Story 

Die Maschine dreht sich horizontal um die eigene Achse. Die Arbeiter müssen dazu im Takt auf zwei verschiedene Knöpfe drücken, die sich vor jeder Figur befinden. Machen sie einen Fehler, stoppt die Maschine, Wasser tritt aus dem Wassertank aus; die Figuren drohen zu ertrinken. Dann müssen die Arbeiter schnell einen weiteren Mechanismus in Gang setzen, der eine Schleuse öffnet, damit das Wasser ablaufen kann und sich die Maschine wieder dreht. Dafür müssen sie jeweils an sieben Hebeln ziehen, die auf der oberen Plattform angebracht sind, um einen Aufzug zu aktivieren, der die achte Figur zu einem Knopf befördert, der die Schleusen öffnet. Wenn das Wasser abfließt, kehren alle an ihren Platz zurück und der Prozess beginnt von neuem. 

Making of 

Die Student:innen arbeiteten mit der Technik des 8-teiligen Zoetrops, mit Loops, Greenscreen, Handkameras, Figürchen aus Knete und Draht, Wasser aus der der Augsburger Puppenkiste entlehnten Plastikfolie. Sie arbeiteten auch nach Kramers Experimenten mit unscharfen Bildern, schnellen Bewegungen, Bildspielgelungen, extremen Perspektiven. Die soundkulisse des Films wurde speziell erfunden und komponiert. 

Die Maschine mit den Wasserüberläufen

Als der Film fertig ist, erschien er der Gruppe zu glatt; sie projizierten ihn auf verschiedene screens: eine unverputzte, Betonwand wird ausgewählt und der Trickfilm noch einmal im Projektionsprozess abgefilmt.