Zustandsbeschreibung: Das Leben hinterlässt Spuren!
Werden die Theaterfiguren unserer Museumssammlung zum „Leben erweckt“, z.B. weil sie ausgestellt werden sollen, bedeutet das, dass sie unter Umständen äußeren Gefahren ausgesetzt sind. Zum Beispiel könnten falscher Transport, zu helles Licht, ungünstige klimatische Bedingungen oder Schädlinge unseren Objekten Schaden zufügen. Daher wird ihr Zustand vor und nach einer Ausstellung genaustens dokumentiert. Dies geschieht sowohl schriftlich als auch fotografisch.
Viele unserer Figuren stellen hierbei eine besondere Herausforderung dar. Zum einen sind sie teilweise mit aufwendigen Kleidungsstücken und Accessoires versehen und zum anderen haben viele dieser Figuren ein intensives Bühnenleben hinter sich, welches natürlich Spuren hinterlassen hat. Außerdem besaßen nicht alle Figurenbildner:innen ein umfangreiches Wissen über die verschiedenen von ihnen verwendeten Materialien. Zum Beispiel, wie sie sich aufeinander auswirken oder welchen Einfluss die Umwelt und die Zeit auf sie nimmt. So haben wir unter anderem auch Figuren in unserer Sammlung mit sich lösenden Materialien, wie abplatzende Farbe, bröselnder Schaumstoff oder zerschlissene, ausgeblichene Stoffe. Einige Puppenspieler:innen haben damals auch ihre Figuren repariert, Fehlstellen kaschiert und die Hände und Gesichter neu bemalt. All diese Spuren müssen dokumentiert und teilweise dann auch restauriert werden.
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Um dabei nicht den Überblick und die Geduld zu verlieren, braucht es ein gut durchdachtes Schema und manchmal auch ein bisschen Schokolade.
Das Schema für die Figur/das Sammlungsobjekt, die Schokolade im Anschluss für uns. So beschreiben wir von oben nach unten, von links nach rechts, von innen nach außen und von vorne nach hinten. Wir dokumentieren jede Delle, jeden Kratzer, jede Schramme, jede Fehlstelle, jedes Loch, jeden Flicken etc. Die Ausformulierung eines detaillierten Zustandsberichts kann unter Umständen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Um den Zustand auch visuell zu dokumentieren, werden ergänzend dazu Detailfotos gemacht, die wir auch nach einem einheitlichen Schema beschriften. So können wir und auch andere nachvollziehen, um welches Detail es sich jeweils handelt.
Das Spannende an Zustandsbeschreibungen ist, dass der Blick sich enorm schärft. Durch das genaue Betrachten und Ausformulieren des Zustands verschmilzt man quasi mit dem Objekt und seiner Geschichte. Manchmal entdeckt man dabei wichtige Details, die einem bei der bloßen Begutachtung verborgen bleiben. Diese Aufgabe erfordert viel Konzentration und Geduld. Daher sollte wohl dosiert vorgegangen werden, damit die Spannung und die Freude an dieser Arbeit erhalten bleibt. Im Anschluss dann ein Stückchen Schokolade oder zwei oder drei!