Throwback: Propaganda Überleben Widerstand – wie sich das Figurentheater Lübeck gegen das Vergessen engagiert

Am 29.3.1942 wurde Lübeck als erste deutsche Stadt von den Alliierten bombardiert. Ein Teil der Altstadt verbrannte unwiederbringlich. Jahrelang organisierten Neonazis geschichtsrevisionistische Demonstrationen. Sie marschierten am Jahrestag der alliierten Bombardierung in Lübeck auf. Sie versuchten dieses Datum für ihren Geschichtsrevisionismus zu nutzen: Die Deutschen seien Opfer und nicht verantwortlich für den II. Weltkrieg.

Ab 2014 reagierten Vereine und Lübecker Bürger:innen mit Gegenprotesten. Bei gemeinsamen Stadtspaziergängen werden Orte der Erinnerung aufgesucht: Der Platz der Bücherverbrennung, Stolpersteine verfolgter jüdischer Mitbürger und das Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Lübecker CSD e.V. berichtet über die Schicksale Homosexueller in Lübeck und Deutschland der 30er und 40er Jahre.

Das Figurentheater Lübeck fügte sich in diese zivilgesellschaftliche Bewegung ein mit einer speziellen Programmreihe: „Propaganda Überleben Widerstand“. 

Die Reihe Propaganda Überleben Widerstand ruhte auf drei Säulen: 

1. Der Blick in die Geschichte des Puppentheaters 1933-1945

Wir informierten über die spezielle Geschichte der geplanten breiten ‚totalen’ Vereinnahmung des Puppentheaters für die Nazipropaganda mit Lesungen aus Originaldokumenten, Abbildungen der favorisierten Ästhetik und Schilderungen verschiedenster Puppenspieler:innenbiografien. 

2. Moderne Inszenierungen zum Thema NS-Zeit

Heutige Puppenspieler haben sich dieses Themas vielfältig und engagiert angenommen – für Erwachsene, aber auch für Schüler:innen: Homosexualität zwischen Jugendlichen, Untertauchen eines jüdischen Jungen in Frankreich, Anne Frank, Kinderbücher zum Thema, … Die Emotionalität in den Inszenierungen soll zu Gesprächen und weiteren Fragestellungen anregen. 

Im März 2016 war in diesem Rahmen das Stück "Es war einmal ein Drache..." des Tandera Theaters zu sehen:

3. Theaterpädagogische Begleitung 

Wir nehmen Kontakt zu Lehrer:innen auf, um für jüngere Schüler eine Vor- und Nachbereitung der gemeinsam angeschauten Inszenierung zu erarbeiten. Für ältere Schüler regten wir eine Erarbeitung von Szenen zu Faschismus und Demokratie an. (AG Thomas Mann Schule)

Wir werden die Reihe Propaganda Überleben Widerstand fortsetzen im Rahmen der zukünftigen Möglichkeiten unserer Theaterarbeit.

Auch andere Figurentheater engagieren sich für die Erinnerungskultur

So beispielsweise das Figurentheater Grashüpfer in Berlin. Am Themenjahr "Zerstörte Vielfalt" beteiligten sie sich 2013 mit einem Festival zum Thema Puppen und NS-Zeit: