Grüße aus Chaoshan: KOLK 17 feiert den internationalen Tag des Puppenspiels

2003 initiierte die UNIMA (Union Internationale de la Marionnette) erstmals den "World Puppetry Day", den internationalen Tag des Puppenspiels. In über 100 Nationen feiern die Mitglieder der ältesten internationalen Theaterorganisation den internationalen Tag des Puppenspiels. Dieser Tag soll einerseits die zum Teil sehr alten Figurentheater-Traditionen schützen und bewahren, andererseits aber auch zeigen wie die Zukunft des Figurentheaters aussieht.

Welcher Tag könnte passender sein, um einen Blick auf die Zukunft von KOLK 17 zu werfen?

KOLK 17 Figurentheater & Museum widmet sich nicht nur den verschiedenen Facetten des Figurentheater, sondern steht mit der UNIMA in engem fachlichen Austausch und arbeitet international mit Figurenspieler:innen und Experten zusammen (zum Leitbild von KOLK 17). Zur Zeit befindet sich ein Filmteam im Südchinesischen Chaoshan auf Forschungsreise, um vor Ort die fast vergessene Tradition des Eisenstab-Figurentheaters zu erforschen.

„Unser Spiel zwischen Himmel und Erde“, so wird der Titel des Ausstellungsraums für die Sammlung des chinesischen Eisenstabfigurentheaters im Lübecker Museum KOLK 17 lauten. Die Vorbereitungen zur Neueröffnung laufen auf Hochtouren.

Was dieser Titel wirklich bedeutet, haben wir im Februar im Süden Chinas in Chaoshan erfahren. Dort kommen die Puppen her, aus einer Region mit eigener Sprache, eigener Küche und eigenen Traditionen im Mündungsgebiet des Perlflussdeltas am Südchinesischen Meer. Nur dort werden diese Puppen zum Leben erweckt, geführt von drei Eisenstäben, einer am Torso und zwei an den beweglichen Armen. Nur dort feiert man das Chinesische Neujahr über fast drei Monate hinweg und in jeder Nachbarschaft mit eigenen Gottheiten und Bräuchen. Und dorthin ging es für Shasha Li und ihr Filmteam. Shasha Li ist selbst Puppenspielerin aus Shanghai und hat sich in die künstlerische Recherche der Lübecker Figuren eingearbeitet. Hier sehen wir sie mitten in den Neujahrsfeierlichkeiten, die für 2024 das Jahr des Drachen willkommen heißen.

In Schwaden von Räucherstäbchen, mit brennendem Papiergeld als Opfergaben und wagengroßen Strängen von Chinaböllern werden die Gottheiten in Chaoshan in Prozessionen durch die Straßen getragen und mit viel Krach gefeiert. Sie werden von einem öffentlichen Platz zum nächsten geführt, wo auf der einen Seite jeweils ein Tempel auf sie wartet. Davor finden sich auf Hunderten Tischen die besten Gerichte, die nach den Segnungen wieder mitgenommen und verzehrt werden. Auf der anderen Seite, gegenüber von den Tempeln, sind die Bühnen der Puppentheater aufgebaut. Die Pegel ihrer Lautsprecher stehen auf Anschlag. Gespielt wird von Sonnenaufgang bis weit nach Sonnenuntergang, über Stunden hinweg – und zwar für alle, für die Menschen und für die Gottheiten. So spielen die Truppen zwischendurch immer wieder vor einem leeren Platz. Aber die Klänge hallen durch die Gassen, und die Puppen erzählen ihre Geschichten auch in der Hoffnung, bis in den Himmel gehört zu werden.

Einen ersten Eindruck finden Sie in unserem kurzen Clip mit Shasha Li: