Tove und die Mumins – eine fantastische Geschichte

Dreifach ist der Anlass für diesen Artikel – wir wollen zum Internationalen Frauentag eine starke Frauenpersönlichkeit vorstellen. Zugleich erinnern wir im Throwback Thursday an unsere eigene Ausstellung zu Tove Jansson und ihren Mumins im Jahr 2013.

Alma Pöysti in Tove © Helsinki-filmi

Und wir weisen auf die kommende tolle Ausstellung im Günter Grass-Haus hin: „Die fantastische Welt der Tove Jansson“. Sie wird am 27. März im Beisein der Schauspielerin Alma Pöysti eröffnet. Pöysti verkörpert Tove Jansson im neuen Film zu deren Leben.

Tove Janssons unkonventionelles Frauenleben

Tove Jansson (1914-2001), die Malerin und Dichterin aus Finnland, ist in ihrer Heimat eine kulturelle Ikone. Im Ausland ist sie eher als vermeintliche Kinderbuchautorin bekannt. Was für eine außergewöhnliche Künstlerinnenkarriere sie aber machte und was für ein spannendes Frauenleben sie führte – das könnte in nächster Zeit auch bei uns bekannter werden. Bei den Nordischen Filmtagen im vergangenen November lief das Biopic „Tove“, gedreht von der finnischen Regisseurin Zaida Bergroth. Der Film entwirft ein faszinierendes Panorama der künstlerischen Bohème am nördlichsten Rand Europas. Mittendrin lebt die junge Kunststudentin Tove, selbst Tochter eines bekannten finnland-schwedischen Bildhauers, und kämpft um ihre eigenständige künstlerische Sprache. Sie ist Malerin und ringt doch auf jeder Leinwand wieder neu mit dem Motiv und ihrem Ausdruck, kommt aber nie wirklich zu einem für sie befriedigenden Ergebnis. Politik und Kunst durchdringen sich in ihrem Freundeskreis, sie beginnt eine Affäre mit dem Schriftsteller und sozialistischen Politiker Atos Wirtanen, verdient ihr Geld mit politischen Karikaturen. Dieses künstlerische Handwerk hatte sie eigentlich bei ihrer Mutter gelernt, die sich jedoch – typisch für die ältere Generation von Künstlerinnen – nicht in der Kunstwelt durchsetzen konnte, ihre Karriere für die Unterstützung ihres Mannes aufgab und trotzdem mit dem Verkauf ihrer Grafiken das Überleben der Familie sicherte. Tove Jansson ringt also auch mit dem schwierigen Rollenbild der künstlerisch begabten Frau. Im Film werden die künstlerische wie die persönliche Identitätskrise enggeführt und lösen sich in ihrer heute bekanntesten Schöpfung – den Mumins. Während Jansson zunächst nur nebenher die Muminfiguren erfindet, zeichnet und einen ersten Roman entwirft, erkennt sie irgendwann beides: dass sie Frauen liebt und dass ihre genuine Ausdrucksform in der Kombination von Schreiben und Zeichnen liegt. Sie beginnt eine Affäre mit der verheirateten Regisseurin Vivica Bandler und versteckt dieses große Geheimnis in den putzigen Figuren Tofsla und Vifsla, die durch die Muminwelt huschen und einen Schatzkoffer mit sich schleppen.

Die Mumins der Augsburger Puppenkiste © Elmar Herr

Schweben, Träumen, Leben - die Mumins 2013 im Theaterfigurenmuseum

Die Mumintrolle waren bei uns schon vor neun Jahren in der Ausstellung „Schweben, Träumen, Leben. Tove Janssons Muminfiguren“ zu Gast. Diese Wanderausstellung des Finnland-Instituts richtete sich mit einem begehbaren Muminhaus, dem Boot, das besonders für Muminpapa eine große Rolle spielt, besonders an Familien mit Kindern. Die Augsburger Puppenkiste hatte bereits 1959 ein Abenteuer der Mumins inszeniert und auch diese Figuren bereicherten die Ausstellung. Die drolligen Mumins mit ihrer unendlichen Liebenswürdigkeit täuschen darüber hinweg, dass sich Tove Jansson in ihren Mumin-Comics und Romanen über die Jahre immer weiter vom typischen Kinderbuch entfernte und verstärkt ernste und philosophische Themen verhandelte.

Tove Jansson im Günter Grass Haus

Die kommende Ausstellung im Günter Grass-Haus schlägt diesen Bogen vom eher unbekannten malerischen Frühwerk Janssons über die Entstehung der Muminwelt bis zu ihren späten Romanen für Erwachsene und stellt damit endlich das facettenreiche Werk dieser spannenden und wichtigen europäischen Künstlerin in das ihr angemessene Rampenlicht – alles Gute zum Internationalen Frauentag, Tove!

Tove Jansson mit den Mumins © Carl Gustav Hagström