Beide sind sie Handpuppen und werden in der “POESIE DER THEATERFIGUREN” ausführlich vorgestellt.
Hand und Arm des Spielers bilden den Körper dieser Figurenart. Sie können immer sehr spontan sein, wenn es um Gespräche mit dem Publikum geht, und fröhlich, temperamentvoll und ein bisschen absurd sind sie auch immer.
Aber das ist dann auch schon alles mit den Gemeinsamkeiten. Ihre jeweilige Bauart stammt aus ganz verschiedenen Epochen. Mephisto gehört in eine Tradition, die sich vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg in Europa herausbildete. Lustige Figuren und ihre Gegenspieler, v.a. Tod und Teufel, traten überall in Europa auf. Henriettes Bau- und Spielweise stammt aus der Tradition der Jugend- und Laienbewegung, die sich am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte .
Mephisto hat einen großen massiven Lindenholzkopf, der 800 g auf die Waage bringt. Er hat winzige Händchen, die im Spiel ganz unwichtig und kaum zu sehen sind. Dafür ist sein Gesicht so geschnitzt, dass Vorderansicht und markantes Profil gut zu unterscheiden sind, auch wenn man weit weg sitzt oder gar steht. Diese Figur eignet sich in ihrer Bauart auch dafür, draußen gespielt zu werden. Sie ist wie eine traditionelle Jahrmarktfigur gebaut. Diese musste sich gegen die laute bunte Umgebung, aber auch gegen ihre Gegner auf der Bühne immer gut durchsetzen. Weil der Kopf so schwer ist, muss der Spieler (der traditionellerweise meistens männlich war) große kräftige Bewegungen mit der Figur machen und eine gute tragende Stimme haben. Und da sich Jahrmarktfiguren immer gegen ihre Feinde mit großen Requisiten wehren, steckt der Zeigefinger im Kopf, die Arme werden aus Daumen und Mittelfinger gebildet. Rhythmus und raumgreifende Plakativität kennzeichnen das Spiel mit solchen Figuren.
Henriette ist eine moderne Handpuppe, ein Leichtgewicht von ca. 100g. Ihr Kopf ist aus einem auf Zellulose basierenden Modelliermaterial. Auch sie hat eine klare Blickrichtung mit ihren großen Augen. Aber ihre Bewegungen sind viel zierlicher, weil ihre Hüfte zugleich das Spielerhandgelenk ist. So kann sie sich hinsetzen, ihren Kopf schräg legen, sich charmant bücken, ihr Kleid schwingen; ihre Hände bilden der Daumen und der kleine Finger der Spieler:in; mit dem Zeigefinger im Kopf kann die Figur auch ganz aufrecht stehen. Sie werden meistens für Spiele in Räumen gebaut. Diese zierlicheren Figuren und ihre neue Spieltechnik haben sich nach dem ersten Weltkrieg rasch entwickelt. Das feine Spiel und der differenzierte Kontakt zum Publikum kennzeichnen diese Figuren, sie können traurig, verträumt aber auch natürlich frech und lustig sein.
Wer mehr über diese Figuren erfahren und vor allem sie zum Leben erwachen sehen will --- POESIE DER THEATERFIGUREN am 17.10