Was haben Prinzessin Henriette und Mephisto wohl gemeinsam?

Es geht um Mephisto aus dem Stück “Faust” von Klaus Schriefer/HH und Prinzessin Henriette aus der Familienproduktion des KOBALT Figurentheaters Lübeck “Der gestiefelte Kater”.  Was haben die beiden wohl gemeinsam?

Beide  sind  sie  Handpuppen und werden in der “POESIE DER THEATERFIGUREN” ausführlich  vorgestellt.  

Hand und Arm des Spielers bilden den Körper dieser Figurenart. Sie können immer sehr spontan sein, wenn es um Gespräche mit dem Publikum geht, und  fröhlich, temperamentvoll  und  ein bisschen absurd sind sie auch immer.  

Aber das ist  dann  auch schon alles mit den Gemeinsamkeiten.  Ihre jeweilige Bauart stammt aus ganz verschiedenen Epochen. Mephisto gehört in eine Tradition, die sich vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg in Europa herausbildete. Lustige Figuren und ihre Gegenspieler, v.a. Tod und Teufel, traten überall in Europa auf.  Henriettes Bau- und Spielweise  stammt aus der  Tradition der  Jugend- und Laienbewegung, die sich am Anfang  des  20. Jahrhunderts entwickelte  .  

Mephisto  hat einen großen massiven Lindenholzkopf,  der 800 g auf die Waage bringt. Er hat winzige Händchen, die im Spiel ganz unwichtig und kaum zu sehen sind. Dafür ist sein Gesicht so geschnitzt, dass  Vorderansicht und markantes Profil gut zu unterscheiden sind, auch wenn man weit weg sitzt oder  gar  steht. Diese Figur eignet sich in ihrer  Bauart auch dafür,  draußen gespielt zu werden.  Sie ist wie eine traditionelle Jahrmarktfigur gebaut.  Diese musste sich gegen die laute bunte Umgebung, aber auch gegen ihre Gegner auf der Bühne immer gut durchsetzen.  Weil der Kopf so schwer ist, muss der Spieler  (der traditionellerweise meistens männlich war) große kräftige Bewegungen mit der Figur machen und eine gute tragende Stimme haben. Und da sich Jahrmarktfiguren immer gegen ihre Feinde  mit großen Requisiten  wehren, steckt der Zeigefinger im Kopf, die Arme werden  aus Daumen und Mittelfinger gebildet. Rhythmus und raumgreifende Plakativität kennzeichnen das Spiel mit solchen Figuren.  

Henriette ist eine moderne Handpuppe, ein Leichtgewicht von  ca. 100g. Ihr Kopf ist aus einem auf Zellulose basierenden Modelliermaterial. Auch sie hat eine klare Blickrichtung mit ihren großen Augen. Aber ihre Bewegungen sind viel zierlicher, weil  ihre Hüfte zugleich das Spielerhandgelenk ist. So kann sie sich hinsetzen, ihren Kopf schräg legen, sich charmant bücken, ihr Kleid schwingen; ihre Hände bilden der Daumen und der kleine Finger der Spieler:in; mit dem Zeigefinger im Kopf kann die Figur auch ganz aufrecht stehen. Sie werden meistens für Spiele in Räumen gebaut. Diese  zierlicheren  Figuren und ihre neue Spieltechnik  haben sich nach dem ersten Weltkrieg rasch entwickelt. Das feine Spiel und der differenzierte Kontakt zum  Publikum  kennzeichnen diese Figuren, sie können traurig, verträumt aber auch natürlich frech und lustig sein.    

Wer mehr über diese Figuren erfahren und vor allem sie zum Leben erwachen sehen will ---   POESIE  DER THEATERFIGUREN am 17.10