Objekt der Woche: Der Löwe (Wara)

Unser Objekt der Woche hat zwar nichts mit dem Tierkreiszeichen Löwe zu tun, aber diese Löwenfigur trat bestimmt einst genauso feurig und entschlossen auf, wie es Löwe-Geborenen nachgesagt wird.  

Der Löwe (Wara), eine wiederkehrende Figur der sogo bò-Aufführungen, die alljährlich zu Beginn der Erntezeit und Jagdsaison insbesondere im Südwesten Malis stattfinden, verkörpert den meisterhaften Jäger der malischen Savannenlandschaft. Er symbolisiert Stärke, Männlichkeit, Tapferkeit und Macht und ist das einzige Tier, das selbst den ehrwürdigen Büffel zu Fall bringt. So zumindest berichten es die Gesänge, die das Figurenspiel der Bambara begleiten. 

Leider wurde zu dem anfangs nur als „Tierkopf“, später als „Löwenkopf“ bezeichnetem Objekt nur der Ort und das Jahr des Kaufes dokumentiert sowie die Tatsache, dass es sich um eine Figur der Bambara handelt. Wer genau die Figur, wann, für welches Dorf und welches Fest geschnitzt hat, wurde leider nicht festgehalten.  

Dem Löwen fehlt außerdem, wie vielen anderen Tierfiguren aus Mali, nicht nur jegliche Spur zur einstigen Aufführung, sondern auch sein ‚Körper‘. Gesammelt wurden meist nur einzelne Versatzstücke der Figuren, wie die Kopfelemente, nicht aber Kostüme, Tragegestelle oder Führungsstäbe.  

Sowohl die Form (Gesichtsmaske mit beweglichem Unterkiefer) als auch der dargestellte Tiercharakter (Löwe) sprechen dafür, dass die Figur eventuell als sogo kun, also zoomorphe Ganzkörpermaske, gespielt wurde. Die Augen aus verspiegeltem Glas können ein Hinweis dafür sein, dass die Figur eventuell nachts in Erscheinung trat, denn bei den ‚nachtaktiven‘ Figuren werden für die Augenpartien meist reflektierende Materialien verwendet.  

Letztlich kann aber nur vermutet werden, ob und wie sich dieser Löwe wohl einst von Musikern und SängerInnen begleitet, im Moment der Aufführung bewegte.