Objekt der Woche: Herbst – Zeit zum Pilze suchen

Ich habe mich auf Pilzsuche begeben: den Buckeltäubling, den feinschuppigen Ritterling oder den filzigen Gelbfuß, einen flockenstieligen Hexenröhrling oder vielleicht den fransigen Wulstling in Begleitung mit einem geschmückten Schleimkopf…? Sie alle habe ich nicht gefunden. Tatsächlich sollen diese Pilzsorten zu den essbaren gehören und dies trotz der Namen, die etwas anderes vermuten lassen.  

Aber Pilze zum Essen hatte ich auch nicht gesucht! 

Im Sommer hatte ich sie zum ersten Mal entdeckt: zwei Fliegenpilze, die sich in einer großen, schweren Holzkiste zusammen mit anderen kleineren Bühnenbildern und Requisiten versteckten.  

Die Familie Schichtl hatte dem KOLK 17 Figurentheater & Museum Lübeck nicht nur Marionetten überlassen, sondern auch einen Schatz an Objekten. Der Fundus reicht vom kleinen Fliegenpilz bis zu einer eindrucksvoll großen Bühnenkonstruktion mit einer Höhe von 3,4 Metern und einer Breite von 4,65 Metern – alles was zum Figurentheater gehört. 

Und jetzt im Herbst wollte ich die Pilze wiederfinden! Da wir im Depot immer besser organisiert sind und die Standorte unserer Objekte nach und nach erfassen, war das Finden recht einfach.  

Hier sind die Fliegenpilze, deren Besonderheit darin besteht, dass das 45 cm hohe und 123cm breite Objekt Theaterfigur und Bühnenbild vereint! Am Faden gezogen können die Pilze aus dem Boden „wachsen“. Auf der Rückseite dieses Bühnenbildes aus Holz und Pappe wurde mit Bleistift „Rumpelstilzchen“ vermerkt.  

Aha! In der Inszenierung des Märchens „Rumpelstilzchen“ aus der Sammlung der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, in dem die arme Müllertochter Stroh zu Gold spinnen musste, hatten die kleinen Glücksbringer also ihren Auftritt.  

Ob unsere Fliegenpilze der Müllertochter halfen, den Namen jenes Männchens herauszufinden, das ihr die Fähigkeit gegeben hatte, Stroh zu Gold zu spinnen, als Preis dafür jedoch ihr erstes Kind verlangte? Nur wenn sie seinen Namen herausfände, dürfte sie ihr Kind doch behalten.   

Vielleicht entdecken wir eines Tages in den Stücktexten der Familie Schichtl, die in unserem Archiv liegen, wie es sich in der Inszenierung von Rumpelstilzchen zutrug. Wir müssen uns also wieder auf die Suche begeben und haben vielleicht Glück, das Rätsel zu lösen. Zwei Glückspilze haben wir schließlich und immerhin als Glückssymbol sind Fliegenpilze gemeinsam mit dem vierblättrigen Kleeblatt, dem Glücksschwein oder dem Hufeisen wohl bekannt.